Mein letzter Arbeitstag als Angestellter ist ein halbes Jahr her und seitdem hat sich eine ganze Menge in meinem Leben getan. Mein Immobilienbestand hat sich verdoppelt, ich habe ein Unternehmen gegründet und wir sind von der Schweiz zurück nach Deutschland gezogen.
Aber wie fühlt sich das Leben außerhalb des Hamsterrads an? Wie ist mein Tagesablauf? Wie sieht es zeitlich und finanziell aus? Bereue ich meine Entscheidung manchmal?
Es wird Zeit für ein Zwischenfazit und die Beantwortung eurer Fragen. Viel Spaß mit diesem Beitrag!
Inhalt
1) Wie fühlt sich das Leben außerhalb des Hamsterrades an?
2) Wie sieht mein Tagesablauf auf?
3) Wie sieht es finanziell aus?
4) Habe ich manchmal Bedenken?
5) Wie läuft es mit den Banken für Immobilienfinanzierungen?
6) Wie geht es mit deinen Immobilien weiter?
7) Was sind deine neuen Ziele?
8) Tipps für jemanden, der ebenfalls kündigen will
Wie fühlt sich das Leben außerhalb des Hamsterrades an?
Bevor ich diese Frage beantworte, möchte ich vorweg schieben, dass ich nicht komplett aus dem Hamsterrad draußen bin. Ich bin zwar nicht mehr im Angestellten-Hamsterrad, aber dafür zu Teilen in einem Unternehmer-Hamsterrad. Für das Leben als Privatier mit passiven Einkommen aus Immobilien reicht es noch nicht. Dazu schwankt der Cashflow zu stark.
Nichts desto trotz haben sich nach meiner Kündigung sehr viele Sachen geändert und ich genieße jeden Tag die neuen Freiheiten. Der größte Zufriedenheitszuwachs ist darin begründet, dass man die volle Kontrolle über sein Leben hat und keine sinnlosen Aufgaben macht.
Als Angestellter macht man manchmal Dinge, die völlig sinnlos sind, aber von der Führungsetage oder der Compliance vorgeschrieben werden. Oft hat man sogar das Problem, dass man Zeit totschlagen muss. All diese Sachen gibt es als Selbstständiger oder Unternehmer nicht.
Alles was du machst, führt dich deinem Ziel näher. Du machst nur Sachen, auf die du Lust hast. Natürlich gibt’s ab und zu Themen wie Buchhaltung und nervige Mieter, aber das ist verschwindend gering oder wird an spezialisierte Dienstleister abgegeben.
Durch die Kündigung und meine ortsunabhängige Arbeit waren wir außerdem an keinen Standort mehr gebunden und können wohnen, wo wir wollen. Wir sind aus familiären Gründen zurück nach Deutschland gegangen und wohnen jetzt in Leipzig.
Anschauen: Warum sind wir nach Leipzig gezogen?
In der Schweiz war unser Freundeskreis sehr klein, da wir unseren Aufenthalt dort nur temporär angesehen hatten. Wir wurden dort nie so richtig heimisch. Umso erfreulicher war es, dass wir direkt nach unserer Ankunft in Deutschland sehr freundlich empfangen wurden und unser Sozialleben wieder aufblühte! Treffen mir Freunden, Familie, alten Studienkollegen, Geburtstagsfeiern, usw. Wir wurden sehr herzlich aufgenommen und das fühlt sich wunderbar an. Das ist einer der größten Pluspunkte. Der damals mit dem Wegzug geopferte Freundeskreis ist wieder da.
Wie sieht mein Tagesablauf auf?
Mein Tagesablauf ist aktuell sehr wenig strukturiert. Ich habe nur fünf feste Termine pro Woche und das sind meine täglichen Coachings Calls. Alles andere ist äußerst flexibel und genauso fühlt es sich an. Manchmal habe ich sehr kreative Ideen, dann stehen ich um 8Uhr auf und setze sie bis 22Uhr. An anderen Tagen schlafe ich bis 10Uhr aus.
Damals hatte ich frühes Aufstehen gehasst. Mittlerweile mache ich es gerne, wenn ich eine tolle Aufgabe habe. Und wenn man Unternehmer ist, kann man sich die tollen Aufgaben aussuchen.
Allerdings hat man auch den Nachteil des Unternehmers, dass man immer an irgendwas arbeiten könnte, was das Unternehmen voranbringt. Daher muss mich meine Frau ab und zu bremsen und verordnet mir Freizeit.
Abends gibt’s sehr oft Netflix Abende, die auch mal länger gehen können. In der Regel bin ich trotzdem 23Uhr müde und gehe schlafen. Trotzdem ist es gut zu wissen, dass man keine Probleme bekommt, wenn man eine ganze Staffel einer Serie durch-gesuchtet hat und es 5Uhr morgens ist.
Wir sagen jetzt öfter zu Ausflügen oder Treffen mit Freunden zu, da ich nicht mehr ins Büro muss und wir spontan ein Hotel nehmen können. Insgesamt sind wir viel flexibler und das steigert stark das Wohlbefinden.
Ich würde sagen, dass ich zurzeit eine 25 Stunden Woche habe. Mal mehr, mal weniger:
- 5h pro Woche Immobilien – hauptsächlich meine Sanierungen
- 10h pro Woche Mentoring
- 5h pro Woche Weiterentwicklung meines Unternehmens
- 5h pro Woche Videos, Blogs und Communityarbeit
Alles in allem eine 60%-Stelle, die mir verdammt viel Spaß macht. Manche Wochen sind etwas intensiver – zum Beispiel ein Kongress Wochenende – und manche Wochen liege ich viel auf der faulen Haut. Ich kann viel arbeiten, muss aber nicht.
Ich würde sagen, dass ich etwas weniger arbeite als früher und es kommt mir deutlich weniger zeitraubend vor. Das liegt daran, dass ich keine Zeit totschlagen muss. Früher hatte ich 1-2h pro Tag im Büro, die einfach sinnlos verschwendet waren und trotzdem Zeit geraubt haben. Das fällt komplett weg und sorgt für weniger Stress in meinem Leben. Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich etwas Sinnloses mache und Zeit verschwende.
Lies: Downshifting – Raus aus dem Hamsterrad
Ein weiterer, wichtiger Punkt: Ich muss niemanden mehr bescheid sagen, wenn ich kranke werde, Urlaub oder ein Nickerchen machen will. Ich mache es einfach. Ohne schlechtes Gewissen.
Wie sieht es finanziell aus?
Finanziell sieht es seit meiner Kündigung sehr gut aus. Das liegt an meinem Vermietertagebuch Mentoring. Als ich meinen Job kündigte, hatte ich nur Einnahmen durch YouTube und Blog in Höhe von 3.000€. Ich kündigte also mein 10.000€ IT-Job in der Schweiz für ein 3.000€ Einkommen im online Bereich.
Durch die Kündigung war ich komplett frei und konnte mich komplett um mein eigenes Business kümmern. Als mein Angestellten-Job wegfiel, hatte ich plötzlich 34h mehr pro Woche für mein eigenes Business Zeit und konnte mein Mentoringprogramm entwickeln. Mehr Infos zum Mentoring gibt es unter folgendem Link.
Lies: Vermietertagebuch Mentoring
Das Mentoring ist eine intensive Betreuung meiner Kunden beim Aufbau eines Immobilien Portfolios. Das liegt vor allem daran, dass ich ein Mann aus der Praxis bin und alles vorlebe, was ich selber coache. In den letzten 5 Jahren habe ich 74 Immobilien gekauft und 64 davon im Bereich Buy&Hold. Das unterrichte ich. Aktuell kommt noch Fix&Hold dazu, aber das unterrichte ich mangels Erfahrung nicht. Der größte Unterschied zu anderen Immobilien Coaches liegt daran, dass ich täglich persönliche Coachings gebe und damit die Betreuung sehr intensiv ist.
Dadurch ist die Nachfrage sehr hoch, was sich positiv auf meine Einnahmen auswirkt. Mein bester Monat lag bei rund 48.000€ vor Einkommenssteuer. Das ist für mich unglaublich viel Einkommen und das hätte ich mir nie im Leben erträumt.
All diese Einnahmen fliessen direkt in meine Immobilien und in den Aufbau meiner Instandhaltungsrücklagen. Wobei man dazu sagen muss, dass bei solch einem Gehalt die Hälfte direkt an den Staat und die Krankenkasse geht. Ende des Jahres bei meiner Steuererklärung werde ich sehen, was wirklich übrigbleibt.
Ansonsten hat sich finanziell nicht viel geändert. Wir versinken nicht im Luxus und die Ausgaben sind fast gleichgeblieben. Bis auf einen Kururlaub nach Norwegen war dieses Jahr coronabedingt sowieso nicht viele Möglichkeit zum Reisen und deswegen gab es viele Kurztrips in die Region und zu den Leipziger Seen im Süden. Wir haben ein gutes Leben und wissen es sehr zu schätzen.
Habe ich manchmal Bedenken?
Als ich meinen Job Ende Februar 2020 gekündigt hatte, wusste ich, dass wir (noch) nicht von meinen Immobilien leben können. Zu stark sind die Schwankungen mit Reparaturen und Leerstand. Allerdings hatte ich zu diesem Zeitpunkt monatlich rund 3.000€ durch meinen Blog und YouTube verdient.
Vor meiner Kündigung haderte ich oft mit mir selbst, ob diese 3.000€ zu Leben ausreichen und ob dieses Einkommen nachhaltig ist. Das ist die größte Angst aller Angestellten, bevor sie sich selbstständig machen. Verdiene ich genug Geld? Finde ich neue Kunden? Bei mir war das genauso. Das hat mich lange Zögern lassen und darum habe ich solange gewartet, bis ich einen Puffer von 100.000€ aufgebaut hatte, um mehr Sicherheit zu haben.
Mittlerweile sind diese Ängste und Bedenken verflogen. Natürlich muss man Geld verdienen und sich anstrengen. In meinem Fall gute Videos machen und meinen Kunden zu Erfolgen verhelfen. Es ist genauso viel Arbeit wie vorher. Allerdings mit dem großen Unterschied, dass mir diese Arbeit Spaß macht und ich sie mir so einteilen kann, wie ich will.
Die einzigen Bedenken habe ich, ob ich meine jetzige Tätigkeit mein ganzes Leben bis 67 machen möchte. Es gibt noch viele interessante Sachen, die ich gerne ausprobieren will. Allerdings hat man den Vorteil als Unternehmer, dass man sehr frei ist und vieles nebenbei ausprobieren kann. Aktuell lerne ich extrem viel im Bereich Immobilienentwicklung und das macht mir sehr viel Spaß. Vielleicht werde ich das in Zukunft noch intensiver machen.
Wie läuft es mit den Banken für Immobilienfinanzierungen?
Ein großer Punkt – warum ich nicht früher gekündigt habe – waren meine Immobilienfinanzierungen. Über die letzten 5 Jahre habe ich mir ein großes Immobilienportfolio aufgebaut und dafür viele Bankfinanzierungen benutzt.
Mir war unklar, wie die Bank auf meine Kündigung reagieren wird und ob ich Probleme bekomme. Ich hatte Angst, dass meine Bank die Kündigung als große Verschlechterung meiner Bonität sieht, dann mein Risiko steigt und eventuell eine Nachbesicherung fordert.
Daher bin ich bei meinen Banken vorstellig geworden und habe mit meinen Bankern ausgiebig darüber geredet. Den überraschenden Ausgang habe ich in folgendem Video festgehalten.
Anschauen: Was sagen die Banken zu meiner Kündigung?
Wie geht es mit deinen Immobilien weiter?
Aktuell habe ich alle meine Suchaufträge für Immobilien gestoppt und ich kaufe keine neuen Objekte. Das liegt daran, dass ich die 3 zuletzt gekauften Mehrfamilienhäuser erstmal abwickeln und in ruhige Fahrwasser bringen will.
Außerdem habe ich ein paar Problemwohnungen in einem schlechten Zustand, wo ich noch Renovierungen und Sanierungen vornehmen muss, um mich von der Konkurrenz abzuheben und den Leerstand zu beenden.
Demnach steht die aktuelle Zeit unter dem Gesichtspunkt der Konsolidierung meines Immobilienbestandes und dazu habe ich mir viel Input von befreundeten Investoren geholt und tausche mich viel aus. Nächstes Jahr werde ich sicherlich wieder neue Immobilien kaufen, aber dazu muss ich mir im Januar erstmal über Strategie und Ziele Gedanken machen.
Aktuell befinde ich mich in der vorweihnachtlichen Besinnungszeit und blicke auf die Erfolge dieses Jahres. In 2020 habe ich mein Immobilienportfolio fast verdoppelt und viel gelernt. Da darf man gerne mal einen Gang zurückschalten und sich ein wenig über das Erreichte freuen.
Was sind deine neuen Ziele?
Dieser Punkt ist aktuell etwas schwieriger zu beantworten, da ich noch keine neuen Ziele habe. Die letzten 5 Jahre hatte ich ein Hauptziel und das war der Ausstieg aus dem Angestellten-Hamsterrad. Dieses Ziel habe ich erreicht.
Aktuell lebe ich von meinem eigenen Unternehmen. Der nächste Schritt wird sein, dass ich meine Lebenshaltungskosten durch die Einkünfte meiner Immobilien abdecken kann. Mein Ziel vor 5 Jahren war, dass ich nach 10 Jahren einen Cashflow von 5.000€ netto mit Immobilien habe. Jetzt ist die Hälfte erreicht und ich habe 5.000€ brutto. Jetzt habe ich nochmal 5 Jahre Zeit um aus dem Brutto Netto zu machen
Lies: 50 Immobilien in 10 Jahren kaufen
Anfang 2020 hatte ich meine Ziele für 2020 festgelegt und die meisten davon habe ich erreicht. Einige hatte ich bereits zur Hälfte des Jahres übererfüllt und dann hatte ich die Ziele freiwillig erhöht.
Das Ziel der Vollvermietung ist noch offen, da ich einigen Leerstand im Portfolio habe. Dieses Ziel werde ich aber nicht mehr erfüllen können, da ich garantiert nicht alle Wohnungen innerhalb eines Monats voll bekomme. Einige Wohnungen muss ich dafür noch renovieren. Allerdings arbeite ich weiter aktiv an der Beseitigung des Leerstandes.
Lies: Meine Ziele für 2020
Ende 2020 oder Anfang 2021 werden wir unsere Kinder aus Costa Rica nach Deutschland holen und dann wird das nächste Jahr komplett der Familie gewidmet. Da freue ich mich schon tierisch drauf und dazu wird es bald ein Update geben. Aktuell legt uns der deutsche Staat noch viele Steine bezüglich des Familiennachzuges in den Weg, aber wir sind zuversichtlich.
Tipps für jemanden, der ebenfalls kündigen will
Wenn ich jemanden einen Tipp geben soll, der kündigen will, dann wäre es folgender Tipp: Analysiere knallhart deine Zahlen und deine Haushaltsrechnung. Schau wieviel du zum Leben brauchst und was eventuell überflüssig ist. Wir hatten auch gesehen, dass wir keine 10.000€ monatlich brauchen und mit 3.000€ auskommen würden.
Dann spare dir 6-12 Monate Rücklagen an und mache dir einen Plan, was du in Zukunft arbeiten willst und ob das Geld bringt.
Wenn man diese Faktoren beachtet, dann kann man in der Regel schon früher kündigen als man denkt. Es braucht natürlich einiges an Mut und Überwindung, aber bei Klarheit über die Finanzen sollte es gehen. Vor allem mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass man im Zweifel wieder in seinen alten Beruf kann.
Wenn man seinen Job kündigen und von Immobilien leben will, dann dauert es in der Regel etwas länger. Am Anfang ist das Portfolio noch stark mit Krediten belastet, was den ganzen Cashflow auffrisst. Dazu kommen des Öfteren Reparaturen und ein stark schwankender Cashflow.
Daher braucht man auch hier eine hohe Rücklage, um nicht gleich bei der ersten Renovierung seine Kündigung rückgängig machen zu müssen. Ich habe trotz großem Portfolio positive Monate und negative Monate. So geht es übrigens den meisten Investoren, wie folgendes Video Zeit.
Anschauen: Von Mieteinnahmen leben – 3 notwendige Voraussetzungen
Egal ob man ein eigenes Business aufbaut oder von Mieteinnahmen leben will, eins ist klar: Man muss sich vorher den Hintern aufreißen und massiv umsetzen. Dazu gehört, dass man Zeit und Geld investiert. Eine Wunderpille gibt es nicht. Sicherlich kann man sich von erfahrenen Leuten Hilfe holen und die ein oder andere Abkürzung nehmen, aber umsetzen muss man am Ende immer selbst. Wer das nicht will, der muss bis 67 im Hamsterrad rennen.
Lauterbach, Steffen meint
Hallo Herr Raue,
schöner Blogbeitrag. Ich bin gespannt auf die November Zahlen. Wann kommen die?
vermietertagebuch meint
Heute.